Abtransporte aus Uchtspringe

In den Jahren 1937 und 1938 wurden mehrere Einrichtungen der Provinz Sachsen aufgelöst. Dazu gehörten die Landesheilanstalt Weißenfels und das unmittelbar im Süden der Stadt gelegene Kinderheim Langendorf sowie die erst 1935 aus Halle in das oberschlesische Kreuzburg verlegte Landesheilanstalt Nietleben. Infolgedessen trafen bereits in diesen Jahren Transporte mit mehreren hundert Patienten in Uchtspringe ein, die aber nicht in Zusammenhang mit der Organisation der Krankenmorde standen.

Erst im Frühjahr 1940 erreichte die Erfassung und Selektion von kranken und behinderten Menschen auch die Landesheilanstalt Uchtspringe. Der Inhalt der Eintragungen in die Meldebogen entschied über Leben und Tod der damals rund 1.800 Patienten. Der erste Transport mit 75 als „lebensunwert“ befundenen Männer, Frauen und Jugendlichen ging am 1. Juli 1940 in die Gasmordanstalt Brandenburg. Mit diesem und den folgenden Transporten erfolgte zunächst eine teilweise Räumung der Heilanstalt, so dass ein Teil der vorhandenen Bettenkapazität dann zur vorübergehenden Aufnahme von Transporten aus anderen Anstalten in die Tötungseinrichtungen Brandenburg und Bernburg genutzt werden konnte. Die Landesheilanstalt wurde so zu einer der „Zwischenanstalten“, die ebenso der Logistik der Transporte wie der Verschleierung des Weges der Opfer gegenüber den Angehörigen dienten.
 
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